Ausgangspunkt des Films BILDUNGÜBERALLES war die von Alexander S. Neill gegründetedemokratisch geführte Summerhill School, die nach einem einjährigen Pilotversuch inNiederösterreich letztendlich 1922 erfolgreich in Suffolk, England, etabliert wurde und bis heutebesteht. Summerhill ist eine selbstverwaltete Gemeinschaft von Kindern und Erwachsenen.Entgegen der Unterstellung, die Schule würde keiner Ordnung folgen, sind es hier gerade dieKinder, die ihr eigenes System errichten und dafür sorgen, dass dieses auch erhalten wird.BILDUNGÜBERALLES handelt davon, wie man sich im zeitgenössischen Dschungel pädagogischerModelle und kindlicher Entwicklungen zurechtfinden kann, und reflektiert in verschiedenensymbolischen Szenen potenzielle Auseinandersetzungen zwischen Kindern und Erwachsenen.
Carola Dertnig, geboren in Innsbruck, lebt und arbeitet in Wien. Sie leitet den FachbereichPerformative Kunst an der Akademie der bildenden Künste Wien und unterrichtete alsGastprofessorin u.a. am California Institute of the Arts (Los Angeles). In ihren Arbeitenbeschäftigt sie sich mit Performance-Geschichte aus feministischer Sicht, die sie überschreibtbzw. neu schreibt. Sie arbeitet dabei mit - manchmal fiktionalen – Künstlerinnen-Biografien, sowiemit der absurden Überzeichnung alltäglicher Situationen. Dertnigs Videos, Fotografien undinstallative Arbeiten wurden in zahlreichen internationalen Ausstellungen gezeigt.
HIGH SCHOOL
Frederick Wiseman
Chaos und Kontroverse des Streifens Titicut Follies tauscht Wiseman in seinem zweiten Filmgegen die vergleichsweise gemütlichen Gänge einer öffentlichen Highschool. Mit fragmentiertenSequenzen, visuellen Wortspielen, schonungslosen Close-ups und genialen Cuts schafft FrederickWiseman ein beißendes Porträt der North East High School in Philadelphia, die damals zu denbesten Schulen der Stadt zählte. Kontrolle, Unterdrückung und Angepasstheit, das sind dieBotschaften, die von den die Gänge durchstreifenden Lehrer_innen und Administrator_innen an diegenerell lustlosen Schüler_innen unaufhörlich vermittelt werden. Eigenständiges Denken wird insLächerliche gezogen, die Teenager werden in ein Korsett von Vorschriften gepresst, sie werdenmanipuliert, irritiert, gelangweilt und somit in ein generisches Dasein gezwungen. Am Ende desFilms zeichnen die vertraute Beschaulichkeit und die disziplinäre Monotonie an den öffentlichenSchulen ein schockierend selbstgefälliges Bild völligen Festgefahrenseins. (Brittany Gravely,Harvard Film Archive)
Frederick Wiseman, geboren 1930 in Boston/Massachusetts, studiert er zuerst Bildende Kunst amWilliams College, danach Rechtswissenschaften in Yale. 1963 drehte er seinen ersten Langfilm TheCool World, 1967 dann den Aufsehen erregenden Titicut Follies über die Insassen des BridgewaterState Hospital für geistig abnorme Rechtsbrecher. Seitdem realisiert Wiseman beinahe jedes Jahreinen Film, den er selbst produziert und über seine Firma Zipporah Films vertreibt. Obwohl er inseiner dokumentarischen Herangehensweise dem amerikanischen „Direct Cinema“ verpflichtet ist,beschränkt sich Wiseman jedoch nicht auf einzelne Protagonist_innen oder Ereignisse, sonderninteressiert sich für die Gesamtheit der öffentlichen Einrichtungen, die er abbildet.
Begrüßung und Einführung
Claudia Slanar
Filmvorführung
Carola Dertnig, BILDUNGÜBERALLES, AT 2017, 19 Min., OF mit engl. UT
Im Anschluss Carola Dertnig im Gespräch mit Claudia Slanar
Frederick Wiseman, High School, USA 1968, 75 Min., Schwarzweiß, engl. OF
BILDUNGÜBERALLES
Konzept, Regie: Carola Dertnig
Kamera, Schnitt: Katharina Cibulka
Text: Carola Dertnig, Carola Platzek
Tonmischung: Philipp König
Musik: White Shadow Night Snakes, mit Flora Buchberger, Feli Dertnig, Carola Dertnig, GustavGell, Daniel und Andreas Ramnek, Patricia Reithmayr, Jasmin, Jara und Jarus Unger
HIGH SCHOOL
Buch, Regie, Schnitt, Produktion: Frederick Wiseman