RECLAIMING DEMOCRACY

17. Oktober 2018, 18.30 bis 21 Uhr

BILDUNGÜBERALLES

Carola Dertnig

Ausgangspunkt des Films BILDUNGÜBERALLES war die von Alexander S. Neill gegründete demokratisch geführte Summerhill School, die nach einem einjährigen Pilotversuch in Niederösterreich letztendlich 1922 erfolgreich in Suffolk, England, etabliert wurde und bis heute besteht. Summerhill ist eine selbstverwaltete Gemeinschaft von Kindern und Erwachsenen. Entgegen der Unterstellung, die Schule würde keiner Ordnung folgen, sind es hier gerade die Kinder, die ihr eigenes System errichten und dafür sorgen, dass dieses auch erhalten wird. BILDUNGÜBERALLES handelt davon, wie man sich im zeitgenössischen Dschungel pädagogischer Modelle und kindlicher Entwicklungen zurechtfinden kann, und reflektiert in verschiedenen symbolischen Szenen potenzielle Auseinandersetzungen zwischen Kindern und Erwachsenen.


Carola Dertnig, geboren in Innsbruck, lebt und arbeitet in Wien. Sie leitet den Fachbereich Performative Kunst an der Akademie der bildenden Künste Wien und unterrichtete als Gastprofessorin u.a. am California Institute of the Arts (Los Angeles). In ihren Arbeiten beschäftigt sie sich mit Performance-Geschichte aus feministischer Sicht, die sie überschreibt bzw. neu schreibt. Sie arbeitet dabei mit - manchmal fiktionalen – Künstlerinnen-Biografien, sowie mit der absurden Überzeichnung alltäglicher Situationen. Dertnigs Videos, Fotografien und installative Arbeiten wurden in zahlreichen internationalen Ausstellungen gezeigt.


HIGH SCHOOL

Frederick Wiseman

Chaos und Kontroverse des Streifens Titicut Follies tauscht Wiseman in seinem zweiten Film gegen die vergleichsweise gemütlichen Gänge einer öffentlichen Highschool. Mit fragmentierten Sequenzen, visuellen Wortspielen, schonungslosen Close-ups und genialen Cuts schafft Frederick Wiseman ein beißendes Porträt der North East High School in Philadelphia, die damals zu den besten Schulen der Stadt zählte. Kontrolle, Unterdrückung und Angepasstheit, das sind die Botschaften, die von den die Gänge durchstreifenden Lehrer_innen und Administrator_innen an die generell lustlosen Schüler_innen unaufhörlich vermittelt werden. Eigenständiges Denken wird ins Lächerliche gezogen, die Teenager werden in ein Korsett von Vorschriften gepresst, sie werden manipuliert, irritiert, gelangweilt und somit in ein generisches Dasein gezwungen. Am Ende des Films zeichnen die vertraute Beschaulichkeit und die disziplinäre Monotonie an den öffentlichen Schulen ein schockierend selbstgefälliges Bild völligen Festgefahrenseins. (Brittany Gravely, Harvard Film Archive)


Frederick Wiseman, geboren 1930 in Boston/Massachusetts, studiert er zuerst Bildende Kunst am Williams College, danach Rechtswissenschaften in Yale. 1963 drehte er seinen ersten Langfilm The Cool World, 1967 dann den Aufsehen erregenden Titicut Follies über die Insassen des Bridgewater State Hospital für geistig abnorme Rechtsbrecher. Seitdem realisiert Wiseman beinahe jedes Jahr einen Film, den er selbst produziert und über seine Firma Zipporah Films vertreibt. Obwohl er in seiner dokumentarischen Herangehensweise dem amerikanischen „Direct Cinema“ verpflichtet ist, beschränkt sich Wiseman jedoch nicht auf einzelne Protagonist_innen oder Ereignisse, sondern interessiert sich für die Gesamtheit der öffentlichen Einrichtungen, die er abbildet.

Begrüßung und Einführung

Claudia Slanar


Filmvorführung

Carola Dertnig, BILDUNGÜBERALLES, AT 2017, 19 Min., OF mit engl. UT

Im Anschluss Carola Dertnig im Gespräch mit Claudia Slanar

Frederick Wiseman, High School, USA 1968, 75 Min., Schwarzweiß, engl. OF


BILDUNGÜBERALLES

Konzept, Regie: Carola Dertnig

Kamera, Schnitt: Katharina Cibulka

Text: Carola Dertnig, Carola Platzek

Tonmischung: Philipp König

Musik: White Shadow Night Snakes, mit Flora Buchberger, Feli Dertnig, Carola Dertnig, Gustav Gell, Daniel und Andreas Ramnek, Patricia Reithmayr, Jasmin, Jara und Jarus Unger


HIGH SCHOOL

Buch, Regie, Schnitt, Produktion: Frederick Wiseman

Kamera: Richard Leiterman