2011 tauchte in Guinea-Bissau ein Film- und Tonbandarchiv wieder auf, das den Befreiungskampf gegen die Kolonialmacht Portugal (1963–74) dokumentiert. Filipa Césars Film ist das Ergebnis eines vielschichtigen Recherche- und Digitalisierungsprojekts in Kooperation mit den guineischen Filmemachern und Freiheitskämpfern Sana na N’Hada und Flora Gomes. Beide begannen nach ihrer Filmausbildung in Kuba, die Kamera als Beobachter einzusetzen. Das Archivmaterial wurde zunächst durch das Arsenal (Berlin) digitalisiert, um dann an verschiedenen Orten gezeigt, kommentiert, diskutiert und neu imaginiert zu werden. Ein mobiles, transnationales Kino, das zwischen abgelegenen Dörfern in Guinea-Bissau und europäischen Hauptstädten das Archiv zu einem Ort macht, an dem Menschen nach Gegenentwürfen suchen zu einer Welt im Ausnahme- zustand. Spell Reel sieht einem Archiv bei der Arbeit zu, bei der Produktion von Gegenwart. (Stefanie Schulte Strathaus, Arsenal Berlin)
Irgendwann begann ich, das Kino, die Filme hier als einen Kanal zu betrachten, durch den wir Zugang zu einer gemeinsamen Vergangenheit bekommen, allerdings nicht im üblichen Sinne von „gegensätzlichen Perspektiven“, sondern in dem Sinn, dass das Kino uns tatsächlich einen gemeinsamen Boden schafft. Es gab auch einen gemeinsamen Bezug zu Chris Marker, der 1979 mit den Filmemachern in Bissau gearbeitet hatte, und durch den ich zum ersten Mal von Sana gehört hatte, von dem er meinte, dass ich ihn unbedingt treffen sollte. […] Sana erzählte mir dann auch von der mit Chris Marker gemeinsam realisierten Initiative eines mobilen Kinos, in dessen Rahmen sie in die Dörfer fuhren und Filme zeigten. Ich fragte ihn dann: Warum wiederholen wir das nicht, diesmal mit den seit kurzem digitalisierten Filmen aus eurem Archiv? (Filipa César im Interview mit Ala Younis, Arsenal Berlin 2017)
Begrüßung und Einführung
Luisa Ziaja (Kuratorin) und Claudia Slanar (Kuratorin Blickle Kino und Videoarchiv)
Einleitung
Filipa César (Künstlerin, Filmemacherin, Berlin)
Filmvorführung
Filipa César, Spell Reel, D/P 2017, 96 min, OmeU (Österreichpremiere)
Im Anschluss Filipa César im Gespräch mit Claudia Slanar und Luisa Ziaja.
SPELL REEL
Regie & Schnitt: Filipa César
Buch: Sana na N’Hada
Kamera: Jenny Lou Ziegel
Sprachen: Portugiesisch, Fulfulde, Guinea-bissauisches Kreol,
Englisch, Französisch.
Sound Design: Didio Pestana
Ton: Nikolas Mühe
Production Design: Olivier Marboeuf
Produktion: Filipa César, Oliver Marboeuf, Maria João Mayer
Produktionsfirmen: Filipa César (Berlin, Deutschland),
Spectre Productions (Rennes, Frankreich),
Filmes do Tejo II (Lissabon, Portugal)