Als vor fünf Jahren das 21 Haus eröffnet wurde, war sowohl dieörtliche wie die künstlerische Positionierung als Museum fürzeitgenössische Kunst im internationalen Kontext sehr heraus-fordernd.
Das Haus an sich hatte bereits eine berühmte Geschichte. Zu-erst als Messepavillon des Architekten Karl Schwanzer auf derExpo in Brüssel 1958, danach als Museum für die Kunst des 20.Jahrhunderts. 2011 sollte es nach umfangreichen Adaptierun-gen durch Adolf Krischanitz als 21er Haus seine dritte Karrierestarten.
Seitdem ist das Haus ein dynamisches Zentrum für viele künst-lerische Aktivitäten. Die unterschiedlichen Ausstellungsfor-mate und Performances, das Blickle Kino, die Fritz Wotruba Pri-vatstiftung, die Arthothek des Bundes, der Skulpturengartenund der Salon für Kunstbuch haben in den vergangenen fünfJahren ein reichhaltiges Programm für Jung und Alt geboten.Dies machte das 21er Haus zum Treffpunkt für ein engagierteskunstinteressiertes Publikum.
Insgesamt gab es seit der Eröffnung 68 Ausstellungen, 300Veranstaltungen, rund 1000 Führungen und 800 Kunstvermitt-lungsevents für Kinder, Jugendliche und Familien.
Bereits während der Bauphase wurde von Marko Lulic unterdem Titel „Installationen“ die erste künstlerische Interventiondurchgeführt.
Mit der Eröffnung am 15. November 2011 startete die Ausstel-lung „Schöne Aussichten!“
Im Rahmen der Vienna Art Week wurden Künstler eingeladen,Fragen zur gesellschaftlichen und institutionellen Bedeutungdes Museums zu stellen und das neue Haus und seine Ge-schichte zu thematisieren. Der Titel Schöne Aussichten! ver-wies dabei in doppelter Hinsicht auf das neue Museum: So-wohl die Übersetzung des Worts „Belvedere“ als auch dietransparente Architektur des 21er Haus, die in alle RichtungenAussichten eröffnet, finden sich darin wieder.
Alle weiteren Highlights und Programmpunkte ab 2012 könnenSie auf den folgenden Seiten Revue passieren lassen, mit vie-len Fotos und Original-Videos. Von der ersten Ausstellung biszur aktuellen Schau „translocation – transformation. Ai Wei-wei.“
Tauchen Sie ein, in fünf Jahre 21er Haus und genießen Sie!
28.06.10-20.08.11
MUSEUM OF REVOLUTION
Ausgangspunkt für das Konzept der Arbeit Museum ofRevolution war für Lulic das Muzej Revolucije (Museum derRevolution) in Belgrad, das vom kroatischen ArchitektenVjenceslav Richter 1961 entworfen wurde (Richter konzipierteunter anderem auch den jugoslawischen Pavillon für dieBrüsseler Weltausstellung 1958). Das Revolutionsmuseumwurde nie vollendet, sondern nur bis zur Kellerdeckefertiggestellt. Als von Buschwerk zugewachsene"Kellerdeckenruine" steht es auch heute noch vergessen inder Parklandschaft Neubelgrads. Für Lulic ist dieses Museumein Modellfall dafür, wie Träume oder Revolutionen versanden,Manifeste des Aufbaus sich in Sinnbilder des Verfalls wandelnkönnen.
Lulics auf der Baustelle installierte Arbeit Museum ofRevolution als erste temporäre Intervention für das 21er Haushinterfragt die aktuelle Bedeutung der Begriffe "Museum" und"Revolution". Im Diskurs zur Bedeutung von Museen im 21.Jahrhundert fordert er den Betrachter auf, "zu überlegen, waser sich von dieser Institution in Zukunft erwartet underträumt". Das Museum als Behältnis oder dynamisches Labor,die Rolle des Museums in und für die Gesellschaft werdenthematisiert. Lulic beschäftigt sich in seinen reduzierten Text-und Schriftarbeiten in den letzten Jahren vorrangig mitUtopien. Revolution ist für ihn ein "emotional aufgeladenerutopischer Begriff", der von jedem Betrachter unterschiedlichgelesen werden kann und soll. Die "Fehlplatzierung" desSlogans, angelehnt an die amerikanische Billboard-Idee und -Ästhetik, "wirft Fragen auf, die nicht beantwortet, sondern andas Publikum zurückgespielt werden", so Lulic.